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Bewegung kennt kein Alter

Aus GÄSTEMAGAZIN Nr. 68, Herbst 2020

Text: Oberärztin Kathrin Schoop

Unsere Lebenserwartung steigt. Schon seit langem ist nicht mehr die Frage, ob wir sehr alt werden können, sondern wie es uns im Alter gesundheitlich gehen wird. Das zu beeinflussen, hat jeder auch ein wenig selbst in der Hand: Treppe nutzen statt Aufzug, kurze Strecken besser zu Fuß oder per Rad statt mit dem Auto zurücklegen, etwas weiter entfernt Parken, um etwas länger gehen zu können oder beim Telefonieren bewegen, das verleiht auch der Stimme mehr Stärke.
Mobilität und Beweglichkeit zu erhalten, ist in jedem Alter bedeutend. Koordinative Übungen, vom Hampelmann über im Stehen An- und Auskleiden, im Einbeinstand Zähne putzen bis mit geschlossenen Augen auf einem Bein stehen. Was davon ist Ihnen noch möglich? Wie steht es um Ihre Kraft? Ist es Ihnen möglich, ohne sich mit den Händen abzustützen, von einem Stuhl/Hocker zu erheben? Dann versuchen Sie die Übung gleich noch einmal.
Schaffen Sie es, sich 5-mal nacheinander vom Stuhl/Hocker zu erheben und dafür nicht mehr als 12 Sekunden zu benötigen- dann Glückwunsch zu Ihrer Beinkraft! Die Sie im Übrigen auch ganz leicht im Alltag trainieren können. Lehnen Sie sich mit dem Rücken flach an die Wand und rutschen mit dem Gesäß nach unten, so dass Sie angelehnt an die Wand eine Sitzposition erreichen. Versuchen Sie diese Position über eine halbe Minute zu halten. Sollten Sie in den Oberschenkeln einen leichten Schmerz verspüren, haben Sie die Übung richtig durchgeführt.
Bei Ihrem nächsten Spaziergang ziehen Sie mit einem Stock eine Linie auf dem Boden. Versuchen Sie auf dieser Linie zu balancieren, in dem Sie einen Fuß dicht vor den anderen setzen. Gelingt Ihnen das sehr gut, wagen Sie sich ans Rückwärtsgehen. So trainieren Sie im Alltag Ihre Balance und Standfestigkeit.
Bedeutend ist auch unser Gehtempo, das im Alter abnimmt. Wir laufen langsamer, mit kürzeren Schritten und erhöhter Schrittbreite, um Unsicherheiten besser ausgleichen zu können. Wer Gevatter Tod davon laufen möchte, muss schneller als 2,9 km/h gehen. Denn mit diesem Tempo ist besagter Mann, laut einer australischen Studie, unterwegs. Diese australische Studie berechnete die Gehgeschwindigkeit von mehr als 1.700 Männern, die um die 70 Jahre alt waren. Die Teilnehmer der Studie wurden über fünf Jahre intensiv beobachtet. Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Teilnehmer lag bei etwa 3 km/h. Diejenigen, die schneller als 3 km/h gingen, hatten ein um 35 Prozent geringeres Sterberisiko. Teilnehmer die 5 km/h oder schneller liefen, konnten von Gevatter Tod nicht mehr eingeholt werden. Wer mit 5 km/h unterwegs sein möchte, benötigt in etwa das Tempo eines zügigen Nordic Walking Ganges.
Trainieren Sie also
- Muskelkraft
- Balance und Standfestigkeit
- Gehtempo

Wir, Ärzte, Sport- und Physiotherapeuten, helfen Ihnen gern dabei. Freuen Sie sich über das, was Ihnen möglich ist und versuchen Sie das möglichst lange zu erhalten. Ich wünsche Ihnen ein bewegtes Leben!

Die Ärztin Kathrin Schoop arbeitet seit 2018 im Eisenmoorbad. In der Rehabilitationsklinik 2 ist die Fachärztin für Physikalische und Rehabilitationsmedizin als Oberärztin Orthopädie tätig.

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