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Patenbäume im Stadtwald
Wanderer auf dem Terrainkurweg 2 treffen zwischen Vitriolteich und Schöner Aussicht hinter einer Schutzhütte auf sieben grüne an Pfählen befestigte Schilder vor sehr alten Eichen, gekennzeichnet mit den Vornamen von Schülerinnen und Schülern, wie Gretas Eiche oder Richards Eiche am Pfarrdamm. Was verbirgt sich hinter diesem Besitzanspruch?
Zunächst einmal die Idee „Junge Leute und alte Bäume zu verbinden“, die von der ehemaligen Oberförsterin Elfriede Jentzsch stammt. Aber es steckt hinter diesen sieben Schildern auch Stolz, Fröhlichkeit, Kinderlachen und Neugierde. Das ist nun aufzuklären. Aus der grundsätzlichen Idee der Verbindung junger Leute mit alten Bäumen entwickelt sich die zweite Idee, diese Verbindung über eine Baumpatenschaft dauerhaft zu festigen, indem man einzelne Schülerinnen und Schüler als Baumpate gewinnt, sie damit gleichzeitig auszeichnet - Baumpatenschaft als Auszeichnungsobjekt mit besonderen Anforderungen.
Aber auch die Standortfestlegung war wichtig. Wo stehen Bäume, die sich für eine Baumpatenschaft eignen? Da bot sich der Pfarrdamm mit seinem sehr altem Eichen- und Buchenbestand an, gut erreichbar, an einem Wanderweg gelegen.
Wie wird man aber Baumpate und wie findet man eine Baumpatin oder einen Baumpaten? Wie entsteht eine Baumpatenschaft?
Die Grundschulleitung schlägt jeweils zum Schuljahresende aus dem Kreis der besten Schülerinnen und Schüler der beiden 4. Klassen eine Baumpatin oder einen Baumpaten vor, die sehr gute schulische Leistungen und Naturinteresse miteinander verknüpfen.
Die Baumpatenschaft wuchs zu einer begehrten Auszeichnung heran, ist darüber hinaus auch zu einer wunderschönen Tradition geworden, läuft schon fast rituell ab. Am besten erklärt sich dieser Ablauf am aktuellen Beispiel:
Am 16. Juli 2021 radeln 39 Schülerinnen und Schüler mit Lehrerinnen und Lehrer zum Pfarrdamm. Dem schülergerechten Picknick im Walde schließt sich die feierliche Auszeichnung an. Der 7. Patenbaum, eine über 185-jährige Eiche, wird an den Schüler Richard Wolf feierlich übergeben, heißt dann „Richards Eiche am Pfarrdamm“. Das dazugehörige Schild wird mit Hilfe des Revierförsters befestigt, steht nun dauerhaft vor dem Patenbaum, kündet mit sechs weiteren Schildern von einer guten Tradition in der Dübener Heide.
Der Vorsitzende des Vereins Dübener Heide, der die Auszeichnung vornimmt, begründet die Vergabe an den Schüler in etwa so: „Richard Wolf, ein sehr guter Schüler, belesen und naturverbunden, ein Schüler, über den bekannt ist, dass er gern in den nahe gelegenen Wald wandert, sich zusätzlich in naturkundlichen Büchern weiterbildet, über den Erhalt der Erde diskutiert, wie man Tiere und Pflanzen schützen kann und es auch nicht versteht, wenn Menschen ihren Müll in der Natur entsorgen. Die nützlichen Spinnen haben es ihm besonders angetan, sind sogar seine Lieblingstiere, was einige Mitschüler wiederum nicht verstehen können“.
Da für eine Auszeichnung als Baumpate nicht nur die schulischen Leistungen sondern auch nachweislich Interesse an der Natur, verbunden mit exaktem Wissen über die Tiere und Pflanzen unserer Dübener Heide notwendig sind, wird dies auch in der schön gestalteten Auszeichnungsurkunde besonders vermerkt und ist mit den Unterschriften des Bürgermeisters, der Schulleiterin und des Vorsitzenden des Vereins Dübener Heide noch einmal bekräftigt worden.
Dadurch besitzt die Baumpatenschaft besonderes Gewicht und amtliche Bedeutung, indem auch damit gesichert ist, dass die Patenbäume nicht gefällt werden.
Außerdem erhält jeder Ausgezeichnete eine ausführliche Informationsmappe, mit der er sein Wissen über Bäume weiter vertiefen kann. Die Mappe wurde von der fast 89-jährigen ehemaligen Oberförsterin Elfriede Jentzsch zusammengestellt, der Ideenträgerin der Baumpatenschaft. Richard Wolf bedankte sich mit schönen Schülergedichten über den Wald. Die Mitschüler unterstützen ihn mit einem kleinen Kulturprogramm.
Alle haben sich gefreut, dass die Baumpatenschaft 2021 wieder im Stadtwald stattfinden konnte, mit gemeinsamer traditioneller Radtour und dem Picknick im Walde. Hinter den sieben Schildern verbirgt sich Stolz, Fröhlichkeit, Kinderlachen und Neugierde. Das sieht man den Schildern natürlich nicht an und trotzdem ist es gut, dies zu wissen.
Text: Dr. Wulf Littke, Vorsitzender der Ortsgruppe des Vereins Dübener Heide e. V., die die Auszeichnungsveranstaltung jährlich organisiert